Was versteht man unter Präsentismus?
Präsentismus beschreibt das Verhalten, wenn Arbeitnehmer trotz Krankheit weiter zur Arbeit gehen, anstatt sich krankzumelden oder krankschreiben zu lassen. Dabei kann es sich um vergleichsweise harmlose Beschwerden wie Erkältungen handeln, aber auch um ernstere Erkrankungen wie Magen-Darm-Grippen oder Migräne. Betroffene erscheinen dennoch im Büro oder in der Produktionshalle, obwohl sie sich eigentlich auskurieren sollten.
Welche Gründe führen zu Präsentismus?
Die Ursachen für Präsentismus sind vielfältig und lassen sich in zwei Hauptbereiche unterteilen: persönliche Motive und äußere Einflüsse.
Persönliche Motive
Ein häufiger Grund für Präsentismus ist das persönliche Bedürfnis, Leistung zu zeigen und Aufgaben zuverlässig zu erledigen, ohne Kolleginnen und Kollegen zu belasten. Viele Menschen möchten verhindern, dass andere für sie einspringen müssen. Auch Karriereaspekte spielen eine Rolle. Wer krank zur Arbeit erscheint, möchte oft als besonders engagiert und leistungsfähig wahrgenommen werden. Bei chronisch Kranken ist der Wunsch, sich von ihren Beschwerden nicht ausbremsen zu lassen, ein weiterer Beweggrund.
Äußere Faktoren
Neben persönlichen Motiven begünstigen auch äußere Rahmenbedingungen den Präsentismus. Zu diesen gehören unklare Arbeitsprozesse, Personalmangel, hoher Zeitdruck und ein eingeschränkter Handlungsspielraum. Nicht zuletzt spielt auch die Angst um den eigenen Arbeitsplatz eine Rolle. Diese Faktoren haben insbesondere im Zuge der Coronakrise an Bedeutung gewonnen.
Führungskräfte als Vorbilder
Ein weiterer wichtiger Faktor sind Führungskräfte, die durch ihr eigenes Verhalten Präsentismus in ihrem Team fördern. Wenn Vorgesetzte krank zur Arbeit kommen, senden sie unbewusst die Botschaft, dass dieses Verhalten zu beruflichem Erfolg führt. Wurde regelmäßig krank gearbeitet, stieg zeitversetzt auch die Zahl der Fehltage im Team. Führungskräfte, die sich krank zur Arbeit schleppen, schaden damit nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Mitarbeitenden.
Fazit
Präsentismus ist ein weit verbreitetes Phänomen, das sowohl durch persönliche Ambitionen als auch durch strukturelle Faktoren begünstigt wird. Langfristig schadet dieses Verhalten jedoch sowohl der Gesundheit der Betroffenen als auch der Produktivität des gesamten Teams. Es ist daher wichtig, Arbeitskulturen zu fördern, in denen das Gesundbleiben – und nicht das Krankarbeiten – im Vordergrund steht.